Tools und Methoden

Online Workshops verblüffend einfach gestalten mit Liberating Structures: 1 – 2 – 3 – Zauberei?

Am 25.01.2022
von Sandra Dundler veröffentlicht
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Keine Zauberei, einfache Muster für besseren Austausch

Vielleicht arbeitest du schon mit Liberating Structures? Vielleicht hast du nun aber auch ganz viele Fragezeichen im Kopf? So ging es mir bis im Mai 2021. Da mir dieser Begriff in den letzten Wochen gehäuft über den Weg lief, meldete ich mich direkt zum Stammtisch der Regionalgruppe NRW des BDVT an. Denn dort lies uns Daniel Hommel direkt am eigenen Leib erleben, worum es geht:

Keith McCandless und Henri Lipmanowicz haben die sogenannten Liberating Structures (Microstrukturen) zusammengetragen und auch in einem Buch veröffentlicht. Schon 2001 starteten sie ihr Experiment, das heute schon fast eine Bewegung ist. Denn nach der Buchveröffentlichung 2014 entstanden weltweit sog. Usergroups, die Liberating Structures ausprobieren und anwenden. Doch worum geht es nun?

Viel Interaktion, viel Beteiligung und dadurch hohe Aufmerksamkeit

So könnte man das Ziel zusammenfassen denke ich. In ihren Experimenten gehen McCandless und Lipmanowicz davon aus, das es Makro- und Mikrostrukturen gibt. Makrostrukturen sind zum Beispiel Meetingräume, die statisch und unveränderlich sind. Dagegen definieren sie Mikrostrukturen als Methoden, Muster oder Prozesse, die wir als Moderator:innen beeinflussen können. Liberating Struktures sind eben solche Mikrostrukturen, die uns helfen in komplexen Situationen handlungsfähig zu sein und alle im Workshop zu aktiv einzubeziehen

Vielleicht denkst du jetzt an Brainstormings oder Podiumsdiskussionen und ähnliche Methoden? Diese bezeichnen die beiden Begründer als Methoden, bei denen oft nur die „lautesten“ zu Wort kommen und sich nicht alle beteiligen. Wenn wir ehrlich sind stimmt das ja auch. Im klassischen Brainstorming sind immer wieder die stillen Zuhörer dabei, die selbst nichts beitragen. Vielleicht denkst du dir „selber schuld, dann nimmst du halt nicht so viel mit“? Sehe ich manchmal auch so. Aber tatsächlich habe ich online den Anspruch die Menschen aus der Konsumhaltung rauszuholen und noch mehr zu beteiligen als im analogen Setting.

Die Menschen im Online Workshop aus der Konsumhaltung rausholen

Liberating Structures versuchen wirklich in allen Schritten alle zu Beteiligten zu machen, alle mitzunehmen. Also vom Teilnehmer zur Teilgeberin 🙂 Das hört sich vielleicht schwierig an? Ist es aber tatsächlich nicht. Daniel hat uns das direkt nach einer kleinen Einführung ausprobieren lassen. und nach dem ersten „Schock“, dass wir uns nicht berieseln lassen können, hat es richtig Spaß gemacht, diese Methoden live mitzumachen. Unglaublich, wieviel Austausch in einer Stunde entstehen kann.

Viele der Methoden sind uns bekannt und durchaus nicht neu oder selbst erfunden. Aber die kurzen Zeitspannen und vor allem das wunderbar aufbereitete Menü bringt einen ganz neuen Schwung in die Workshop Moderation. Ich habe den ein oder anderen Klassiker, den ich gerne bisher schon nutzte neu entdeckt. Zum Beispiel die kollegiale Fallberatung, die ja normalerweise so ungefähr eine Stunde dauert. Die gelingt abgewandelt mit Liberating Structures in nur 15 Minuten. Und zwar so, dass 3 Kolleg:innen sich gegenseitig beraten und alle 3 Ideen mitnehmen können. Das passt natürlich nicht immer, denn manchmal braucht es das längere Setting, aber so ist das durchaus in vielen Kontexten anwendbar.

Das Liberating Structures Menü nutzen

Auf der offiziellen Website von Liberating Structures gibt es neben Erläuterungen ein ausgeklügeltes Menü, in dem alle (aktuell 33) Mikromuster im Überblick zu sehen sind. Klickt man auf das Symbol im Menü, bekommt man immer im gleichen Aufbau direkt eine Anleitung zum Einsatz geliefert. Tatsächlich wird es für ungeübte Moderator:innen so möglich selbst interaktive (Online) Workshops zu gestalten. Und das ohne große Mühe. Das ist wirklich eine schöne Sache. Wer es lieber haptisch mag, kann sich sog. Design Cards bestellen und mit dem übersichtlichen Kartenset seinen Workshop „mischen“. Auch PDFs sind verfügbar. Wer lieber digital unterwegs ist nutz vielleicht eher die App oder das Menü auf der Website.

Liberating Structures

Mit Gleichgesinnten vernetzen

Liberating Structures sind aber mehr als nur eine Methodensammlung. Es ist auch eine Community. Ich habe mich selbst direkt mal einer Usergroup angeschlossen, um noch ein bisschen mehr über das Ganze zu erfahren und mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Seit dem Impuls nutze ich in meinen Online Trainings oder Online Workshops die Liberating Structures gerne. Entweder gleich zum Einstieg als Warm-up, denn so hat jede:r Teilneher:in gleich etwas zu tun… Und die Menschen kommen direkt in den Austausch miteinander in unterschiedlichen schnellen Sequenzen. Aber auch zur Lösungserarbeitung und mit Blick auf den Transfer. Aktivierung lautet das Zauberwort.

Lernen und Arbeiten noch mehr verzahnen – berufliche Bildung digital weiter gedacht

Schon lange gibt es die Konzepte des „Learning on the job“. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Lernen und Arbeiten immer mehr verschmelzen. Die Pandemie hat der digitalen Form der beruflichen Bildung hier Aufwind verschafft. Noch nie war es so leicht, sich mit Anderen auszutauschen, Themen zu diskutieren, neue Impulse zu sammeln. Auch für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein echtes Geschenk. Denn so kann ich leicht an spannenden Veranstaltungen oder Weiterbildungen teilnehmen, ohne logistische Meisterleistungen in der Familienorganisation. Wichtig ist, dass die digitalen Angebote professionell und hochwertig sind. So wird lernen optimal unterstützt. Denn in Sachen Nachhaltigkeit punkten modulare Online-Angebote auf jeden Fall. Wer die didaktischen Grundlagen beherrscht weiß, dass Wiederholungen und Pausen für die Verarbeitung und Nutzen von Wissen elementar sind.

Hast du schon Erfahrungen mit Liberating Structures? Hinterlasse gerne deine Gedanken hier im Kommentar.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Blogparade zur Zukunft der Weiterbildung des projektmagazins.

Herzliche Grüße, Sandra

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